Faktenfinder sind Apologetik

Bei sogenannten „Faktenfindern“ oder „Faktencheckern“ handelt es sich letztlich um nichts anderes als um moderne Apologetik. Apologetik gab es schon im antiken Griechenland, woher sie ihren Namen hat – genau gesagt, von Platons „Apologie“, der fiktiven Verteidigungsrede des Sokrates gegen die Gottlosigkeitsanklage des athenischen Volksgerichts gegen ihn.

Apologetik ist die Verteidigung oder Rechtfertigung der eigenen Position. Den Angriff auf andere Positionen nennt man hingegen Polemik. Auch im Römischen Reich gab es z.B. heftige Auseinandersetzungen zwischen römisch-heidnischen und christlichen Apologeten.

Der Apologetik geht es grundsätzlich immer nur darum, den eigenen Standpunkt argumentativ zu untermauern. Es ging und geht niemals darum, näherungsweise neutral und objektiv zwischen Für und Wider von verschiedenen Positionen abzuwägen. Darum ist schon die Bezeichnung „Faktenfinder“ oder „Faktenchecker“ Apologetik, als ob man „Fakten“ (also „die Wahrheit“) auffinden oder beurteilen wolle.

Darum befassen sich „Faktenfinder“ auch nur mit Aussagen und Themen offiziell missliebiger Positionen, anstatt (auch) die Lügen und Verbrechen der eigenen Gruppe (Ideologie, Gesinnungsgenossen, Regierung) aufzudecken. Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn „Faktenfinder“ besonders kuriose Blüten und allzu peinliche Ausreißer eigener Eiferer zerpflücken.

Bei „Faktenfindern“ handelt es sich um Werkzeuge aus dem Werkzeugkasten der Propaganda. Es geht dabei um Kontrolle der öffentlichen Meinung, des öffentlichen Diskurses, des Narrativs, um die Definitionsmacht darüber, was Fakt, was wahr ist, und was nicht – immer im Dienst der eigenen Sache. Es geht nicht um das, was der Fall ist, sondern um das, was als der Fall angesehen werden soll.